Geschichte

Geschichte der Stadt Vreden

Vor- und Frühgeschichte
10.000 - 9.000 v. Chr.
Bodenfunde weisen auf Jäger- und Sammlergruppen am Rande des Zwillbrocker Venns während der Altsteinzeit hin.
 
4.500 v. Chr.
Keramikfundstücke weisen auf eine Siedlung der Mittleren Steinzeit in Vreden-Ammeloe hin.
 
ab ca. 3.300 v. Chr.
Nach Pollenspektren zu urteilen, ist mit dem Einsetzen permanenter Siedlungen zu rechnen.
 
500 - 300 v. Chr.
Ausgrabungen an der Stadtlohner Straße belegen Siedlungen der älteren und mittleren vorrömischen Eisenzeit.
 
1. Jh. n. Chr.
Ausgrabungen an der Stadtlohner Straße belegen eine Hofanlage des 1. Jhs. n. Chr.
 
7./8. Jh. n. Chr.
Dieselben Ausgrabungen belegen eine sächsische Siedlung in Großemast am Ufer der Berkel.
Einbeziehung Sachsens in das Fränkische Reich Karl des Großen und damit Beginn der geschichtlichen Überlieferung.

Geschichte
839
Die Xantener Annalen erwähnen unter den herausragenden Ereignissen des Jahres 839, daß die Reliquien der heiligen Felicissimus und Agapitus sowie der heiligen Felicitas nach Vreden übertragen worden sind. Offensichtlich ist dies der Abschluß der Gründung des Stiftes Vreden durch einen Grafen Walbert, der hier seine Begräbnisstätte erhält und in die Nähe der widukindschen Familie einzuordnen ist.
 
1016
Zweite Erwähnung Vredens, als hier der ermordete Graf Wichmann bei "seinen Vätern" beigesetzt wird. Dieser Billunger Graf hat nach dem Tode Kaiser Ottos III. in Italien die Reichsinsignien wieder nach Deutschland gebracht.
 
1024
Der neu gewählte König Konrad II. wird auf seinem Königsumritt von den Äbtissinnen Adelheid von Vreden und Sophia von Essen, Töchtern Kaiser Ottos II. und Schwestern des verstorbenen Kaisers Otto III. im "Frethenna praeclara" (im berühmten Vreden) herzlich empfangen.
 
1. Hälfte des 11. Jhs.
Errichtung der noch bestehenden spätottonischen Hallenkrypta der Stiftskirche in einem älteren Kirchenbau.
 
1085-1100
Errichtung der heutigen Stiftskirche unter Erzbischof Liemar von Bremen, dem Kaiser Heinrich IV. 1085 das reichsunmittelbare Stift Vreden geschenkt hat.
 
13. Jh.
An der Stelle der heutigen Georgskirche entsteht als vierter Kirchenbau ein spätromanischer Neubau. Erhalten ist dessen spätromanisches Portal, das sich seit 1950 an der heutigen Stiftskirche befindet.
 
1252
Der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster verpflichten sich, Vreden als Stadt auszubauen und zu befestigen. Das Stadtsiegel mit den Apostelfürsten Petrus -für Köln- und Paulus -für Münster- sowie dem Kölner Kreuz und dem münsterischen Balken erinnern daran.
 
1334
In einer Fehde zwischen Münster und Geldern zerstört Reinald von Geldern den münsterischen Teil der Stadt Vreden, der nicht wieder aufgebaut wird, heute Altstadt.
 
1369
Die Vredener Äbtissin Adelheid von Bentheim gestattet in der Bauerschaft Ammeloe die Errichtung einer Kapelle, um die sich das Dorf Ammeloe, der "Ammelske Kring", bildet.
 
1380
Um Vreden wird eine Landwehr aufgeworfen, die große Teile des Kirchspiels umfaßt.
 
1382
Befestigung der Stadt Vreden durch Errichtung einer Stadtmauer und Aufwerfen eines Butenwalls und Anlage des Zingelgrabens als äußerem Stadtgraben.
 
1389
Der Bischof von Münster errichtet im Norden der Stadt eine Burg.
 
1451-1455
Mehrmalige Belagerung und Einnahme Vredens im Rahmen der münsterischen Stiftsfehde.
 
1470
Vreden wird unter Coesfeld als hansische Stadt Mitglied der Hanse.
 
1471
Die Vikarie vom Heiligen Geist wird gestiftet, die mit dem einige Jahre zuvor errichteten Gasthaus zum heiligen Geist, dem Armenhaus der Stadt, in Verbindung steht.
 
1489
Der Vredener Schmiedemeister Gerhard Bulsinck schafft - vielleicht im Auftrag der Webergilde - für die Georgskirche den herrlichen Marienleuchter, der sich heute in der Stiftskirche befindet.
 
1504
Das dreischiffige Langhaus der spätgotischen Hallenkirche, die an Stelle der spätromanischen Kirche errichtet worden ist, wird konsekriert. Die Weihe des Chor war bereits vorher erfolgt. Zerstörung dieses Baus 1945 und ersetzt durch die jetzige Georgs-Kirche.
 
1507
Aus diesem Jahr stammt die älteste überlieferte Rolle der Vredener Webergilde, eine von später fünf Gilden.
 
um 1520

Die Vredener Bürgerschaft gibt in
Antwerpen den prächtigen Flügelaltar
der Georgskirche in Auftrag.

1580
Erstmals wird das Vredener Leprosenhaus erwähnt.
Ca. 1580 - ca. 1650
Bis 1648 leiden die Stadt und vor allem die Bauerschaften unter den Folgen des 80jährigen Krieges in den Niederlanden (1568-1648) bzw. des Dreißgjjährigen Krieges in Deutschland (1618-1648).
 
1598
Spanische Truppen schlagen wie in den anderen Städten des Münsterlandes im Winter 1598/99 auch in Vreden ihr Winterquartier auf. Der Müürhahnbrunnen erinnert an die spanische Besetzung.
 
1600
Vreden beteiligt sich mit Ahlen, Beckum, Bocholt, Borken, Haltern, Münster, Telgte und Werne an dem letzten Städtebündnis Westfalens zur Wahrung der alten Rechte.
 
1619
Die Äbtissin Agnes von Limburg-Stirum schenkt der Stiftskirche das prächtige Hungertuch, das sich heute hinten in der Stiftskirche befindet.
 
1623
Kaiserliche Truppen nehmen gewaltsam die Stadt Vreden ein, die eine ligistische Besatzung abgelehnt hat. Fürstbischöfliche Kommissare entziehen in einem Strafgericht der Stadt sämtliche Privilegien.
 
1627
Die Vredener Bauerschaften sind Aufmarschgebiet einer spanischen Entsatzarmee für das von staatischen Truppen belagerte Groenlo.
 
1632
Mit dem Recessus restitutorius erhält Vreden seine Privilegien in verminderter Form zurück. Die Ratswahlen und viele andere Dinge bedürfen von nun an der fürstbischöflichen Bestätigung (Absolutismus).
 
1633
Hessische Truppen besetzen mit kurzer Unterbrechung bis 1650 Vreden. Die Befestigungsanlagen der Stadt werden geschleift.
 
1641
Gründung des Franziskaner-Obeservantenklosters, das 1648 zu einem selbständigen Konvent erhoben wird.
 
1651
Aus Oldenzaal in den Niederlanden vertriebene Klarissen erhalten von Fürstbischof Christoph Bernhard das Niederlassungsrecht in Vreden. Gegenüber dem Observantenkloster errichten sie ihr Kloster mit einer Kapelle.

Weihnachten 1651 feiert Pater Georg Philippi vom Bocholter Minoritenkloster für die bedrängten niederländischen Katholiken unter freiem Himmel eine Mitternachtsmette. Es ist die Geburtsstunde von Kloster und Kirche Zwillbrock, das 1670 ein selbständiger Konvent mit einem Guardian an der Spitze wird.
 
1652
Mit der Fertigstellung der Vredener Berkelschleuse ist der Schiffsverkehr auch oberhalb Vredens möglich, nachdem das erste Berkelschiff von Holland kommend 1646 die Langebrücke in der Bauerschaft Crosewick erreicht hatte. Nach 20 Jahren verfallen die Schleusen, womit für 100 Jahre die Berkelschiffahrt ruht.
 
1677
Gründung des Gymnasiums Georgianum durch die Franziskaner-Observanten, seit der Mitte des 18. Jh. mit einem scholastisch-philosophischen Kurs versehen, nach 1815 zum Progymnasium herabgestuft, seit 1965 wieder Vollgymnasium.
 
1697
Errichtung der Kapelle Marienbrunn in der Vredener Bauerschaft Kleinemast durch den Kanoniker Johann Bernhard Abbing
 
1699
Errichtung eines barocken Herrenhauses (heute Rathaus der Stadt Vreden) an der Stelle der verfallenen fürstbischöflichen Burg.
 
1717
Fürstbischof Franz Arnold legt den Grundstein für den Neubau der Zwillbrocker Klosterkirche.
 
1706 - 1753
Der westfälische Gelehrte und Historiograph Jodocus Hermann Nünning ist Scholaster des Stiftes Vreden.
 
1766
Die seit vielen Jahrhunderten unveränderte Grenze zwischen dem Fürstbistum Münster und dem Herzogtum Geldern wird entsprechend der Burloer Konvention von 1765 mit Grenzsteinen, von denen sich heute noch viele vor Ort befinden, markiert.
 
1772
Erneuter Bau einer Berkelschleuse zur Umgehung der Vredener Mühle, um die wieder aufgelebte Berkelschiffahrt auch auf der Oberberkel zu betreiben.
 
1795
Vreden wird von französischen Truppen einige Tage besetzt und geplündert. Nach ihrem Abzug wird von der Bürgerschaft das hiernach benannte "Franzosenbild" errichtet.
 
1802
Vreden kommt nach Auflösung des Fürstbistums Münster an das aus den münsterischen Ämtern Ahaus und Bocholt gebildete Fürstentum Salm.
 
1803
Das Stift Vreden und die drei Klöster (Franziskaner-Observanten und Klarissen in der Stadt sowie Franziskaner-Minoriten in Zwillbrock) dürfen mit Einschränkungen weiter bestehen.
 
1808
Die Vredener Judengemeinde errichtet eine Synagoge.
 
1811
Vreden kommt laut französischem Senatsbeschluß vom 13.12.1810 mit dem Fürstentum Salm an das Kaiserreich Frankreich. Verwaltungsmäßig zählt Vreden zum Kanton Ahaus, dieser zum Arrondissement Steinfurt, das Teil des Lippe-Departements mit der Hauptstadt Münster ist.
Die Folge davon ist: Endgültige Aufhebung der Klöster und der Gilden, Emanzipation der Juden, Einführung der metrischen Maße und der französischen Währung.
Ein verheerender Großbrand vernichtet im August den größten Teil der Stadt.
 
1813
Nach den Niederlagen Napoleons besetzen im Herbst preußische Truppen das Münsterland und somit auch Vreden.
 
1815
Entsprechend den Beschlüssen des Wiener Kongresses kommt Vreden an das Königreich Preußen. Es werden die Provinz Westfalen, der Regierungsbezirk Münster und der Kreis Ahaus gebildet.
 
1828

Gründung der Vredener Lederfabrik.
Sie war bis 1983 der älteste Industriebetrieb
der Stadt.

1840
Höhepunkt der Berkelschiffahrt. 737 beladene Schiffe und 385 Holzflöße verlassen Vreden in Richtung Holland.
 
1841
Gründung der Vredener Sparkasse. Sie ist die älteste im heutigen Kreis Borken und die drittälteste im Münsterland.
 
1854
Gründung des Vredener Krankenhauses im ehemaligen Abteigebäude, erstes Krankenhaus im damaligen Kreis Ahaus.
 
1857

Erneut vernichtet eine verheerende
Brandkatastrophe einen großen Teil der Stadt
und wirft sie in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück.

 

 

1859
Grundsteinlegung für den Bau der evangelischen Kirche, an deren Stelle 1975 das neue Evangelische Gemeindezentrum eingeweiht wird.
 
1873

Gründung der Goldwarenfabrik der Gebrüder Niessing.
Sie besteht noch heute und ist neben der Schmuckherstellung
die größte Trauringfabrik Europas.

 
 
 
1875
Gründung der "Spinnerei-Weberei Huesker" in Vreden.
 
1890
Einstellung der Berkel-Schiffahrt.
 
1895

Gründung der Pickerfabrik Westfalia.
Ältester bestehender Industriebertrieb
der als Familienbetieb in der 4. Generation
betrieben wird, heute Wefapress, Beck + Co. GmbH

1896
Die alte Abteimühle wird in ein Elektrizitätswerk umgewandelt, um Leucht- und Kraftstrom zu erzeugen.
 
1902
Mit der Eröffnung der Westfälischen Nordbahn erhält Vreden einen Bahnanschluß.
1933
Bei den Reichstagswahlen im März erreicht die NSDAP in der Stadt Vreden 18,8 % und in der Gemeinde Ammeloe 13,1 % der gültigen Stimmen.
 
1937
Bischof Clemens August von Galen hält am 17. November eine seiner berühmten Predigten gegen die nationalsozialistische Weltanschauung in Vreden.
 
1938
Verwüstung der jüdischen Synagoge.
 
1940
Ab Januar werden Wehrmachteinheiten zur Vorbereitung des Einmarsches in die Niederlande in Vreden einquartiert.
 
1945
21. März: Bombardements zerstören 40 % des Stadtkerns. Über 200 Tote sind zu beklagen.
31. März: Einmarsch britischer Truppen in Vreden.
 
1952
Vreden feiert das 700jährige Stadtjubiläum, gleichsam als Zeichen, daß die Stadt wieder aus den Trümmern ersteht.
 
1965
Ausbau des städtischen Progymnasiums zum Vollgymnasium Georgianum
 
1969
Im Rahmen der kommunalen Neuordnung in NRW schließen sich die Stadt Vreden und die Gemeinde Ammeloe zur neuen Stadt Vreden zusammen.
Verlegung des St. Marien-Hospitals in den Neubau in Vreden-Köckelwick
 
70er und 80er Jahre
Bemerkenswerte Diversifizierung der Vredener Industrie. Branchen der Medienindustrie sowie der Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau bieten die meisten Arbeitsplätze an.
 
1977
Der Neubau des Hamaland-Museums wird eröffnet.
 
1977/78
Studenten der Folkwangschule Essen schaffen während eines Künstlersymposiums in Vreden sieben Skulpturen, die anschließend in der Stadt aufgestellt werden.
 
 
1983
Errichtung der Rosenkranzstationen am Ellewicker Diek, die auf einer fast dreihundertjährigen Tradition beruhen. Die Stationsbilder schafft die Töpfermeisterin Miriam Cappel.
 
1989
Kirchengemeinde und Stadt feiern 1150 Jahre Ersterwähnung Vredens. An das Festjahr erinnert der Kreuzgarten zwischen Stiftskirche und Stadtgraben, dessen Stationsbilder der Künstler Josef Baron schafft.
Am 11. August besucht Ministerpräsident Johannes Rau die Stadt.
 
1990
Städtepartnerschaft mit Elsterwerda in Brandenburg.
 
1993
Die Grenzkontrollen entfallen ab dem 1. Januar. Die drei Grenzämter in Gaxel, Zwillbrock und Oldenkott sind nicht mehr besetzt.
 
1994
Eröffnung des Heimathauses in Vreden-Ammeloe.
 
1998
Die neue Realschule nimmt zum Schuljahrbeginn 1998/99 den Unterricht auf.
Sie erhält 2001 den Namen Hoimar-von-Ditfurth Realschule.
 
12. September 1999
Ende der kommunalen Doppelspitze mit ehrenamtlichem Bürgermeister und hauptamtlichem Stadtdirektor. Wahl von Hermann Pennekamp zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Vreden.
 
Literaturhinweise:
Eine umfassende Gesamtdarstellung bietet:
Terhalle, Dr. Hermann, Vreden an der Jahrtausendwende, Vreden, 1999
(Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde Band 50)

Die umfangreichen Veröffentlichungen des Heimatvereins werden zusammengefasst und über Stichworte erschlossen in:
Die Veröffentlichungen des Heimatvereins Vreden, zusammengestellt von Dr. Hermann Terhalle, Vreden 1999
(Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde Band 57)

Noch immer wichtig wegen der Darstellung der Wirtschaftsgeschichte und des Vereinswesens ist:
Vreden nach 1150 Jahren, hg. von der Stadt Vreden aus Anlas der urkundlichen Ersterwähnung vor 1150 Jahren, Vreden, 1989